"Ein außergewöhnlicher Titelgewinn"

Ein Gespräch mit Jörg Papenheim, Trainer des Frauen-Regionalmeisters Berliner Volleyballverein Vorwärts

 

Nach zwei Spielzeiten in der Regionalliga Nordost mit Saisonabbrüchen (2019/2020 und 2020/21) wurde nunmehr die Saison 2021/2022 bis zum Ende durchgespielt. Bei den Frauen holte sich der Berliner Volleyballverein Vorwärts erstmals den Titel. Der ehemalige Regional-Pressewart JÜRGEN HOLZ sprach mit JÖRG PAPENHEIM. Der 46-Jährige, der als Manager Wirtschaftliche Lizensierung bei der Volleyball Bundesliga (VBL) tätig ist, ist langjähriger Trainer der Meistermannschaft.

 

Ist mit dem Titelgewinn das Normale eingetreten oder hat Sie der Erfolg doch ein wenig überrascht?

Ein Titelgewinn ist, glaube ich, nie normal und sollte es auch nicht sein. Es war ein toller Erfolg und unter Berücksichtigung aller Umstände wirklich außergewöhnlich. Ich war in die Saison 2020/2021 weit zuversichtlicher gestartet und vor Jahresfrist wäre der Titelgewinn weitaus realistischer gewesen.

 

Worauf führen Sie den Titelgewinn im Wesentlichen zurück?

Auf eine tolle Team- und Vereinsleistung, denn unser Spielerinnenkader war teilweise extrem reduziert. Wir konnten auf die Unterstützung durch unsere Frauen aus der zweiten und dritten Mannschaft zählen und drei Jugendspielerinnen Stück für Stück einbauen. Davon abgesehen hat die Mannschaft sehr gut gearbeitet und ein sehr variables Angriffsspiel aufgezogen sowie die Eigenfehler meistens gut im Griff gehabt.

 

Sie sind mit Ihrer Mannschaft nicht ganz ungeschoren durch die Saison gekommen: In der Vorrunde wurden von 10 Spielen acht gewonnen und zwei verloren, in der Meisterrunde gab es in 12 Spielen nur eine Niederlage. Eine Bilanz, die das spielerische Vermögen des Teams eigentlich genau widerspiegelt?

Dazu muss man sagen, dass wir bereits im letzten Sommer mit Charlott Beyer und Mareike Groth auf zwei Stammspielerinnen verzichten mussten. Während der Saison ereilten uns im November mit Astrid Munkwitz und Franzi Schewe zwei weitere Abgänge aus der starting six, die das Team auffangen musste. Unsere beiden Schwangeren Theresa Nündel, unsere Stammdiagonale, und Alica Hirth, der „emotional Leader“, konnten in der Meisterrunde dann ebenfalls nicht mehr eingreifen. Dass wir unter diesen Voraussetzungen insgesamt nur drei Spiele verloren haben zeigt, was für ein gutes Niveau sich die Mannschaft erarbeitet hat. So gesehen zeichnet die Spielbilanz ein völlig korrektes Bild der Saison.

 

Worin liegen die besonderen Stärken, aber auch oft wiederkehrende Schwächen der Meistermannschaft?

Unsere Stärken sind eine gute Teamchemie, variables Angriffsspiel, gute Fehlerkontrolle und große Spielfreude. Schwächen gab es häufig im Komplex Block/Feldverteidigung.

 

Wie beurteilen Sie den bei den Frauen erstmals ausgetragenen veränderten Spielmodus mit zwei Staffeln und nach der Vorrunde eine Meister- und Abstiegsrunde?

Der Modus war zunächst gewöhnungsbedürftig, aber im Coronasetting absolut klug und mit einer interessanten Zuspitzung zum Saisonende hin mit der Meisterrunde.

 

Wie ist die Mannschaft mit den corona-bedingten Schwierigkeiten im Training und Wettkampf umgegangen?

Gut und diszipliniert, doch - wie eingangs schon geschildert - Corona war eines unserer kleineren Probleme.

 

Als Meister werden Sie das Aufstiegsrecht wahrnehmen und nächste Saison in der Dritten Liga Nord spielen. Was trauen Sie der Mannschaft dort zu?

Ich gehe davon aus, dass sich die Meistermannschaft verändern wird, deshalb kann ich dazu nichts weiter sagen.

 

Das klingt aus Ihrem Munde danach, dass Sie der Mannschaft in der kommenden Saison nicht mehr als Trainer zur Seite stehen werden. Richtig so?

Ja, ich werde im Sommer Berlin verlassen. Nach fünf Jahren als Trainer dieser Mannschaft war die Meisterschaft das perfekte Ende unserer langjährigen Zusammenarbeit.

 

Besten Dank, Jörg Papenheim, für das Gespräch und viel Glück und Erfolg, für alles, was nun in der Zukunft folgt. Und natürlich: Bleiben Sie gesund!

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