Die ersten Titel der neuen Saison vergeben

Regionalpokal Nordost: Im Duell der Zweitbundesligisten stoppt VC Bitterfeld-Wolfen die Erfolgsserie der Männer des Cupverteidigers SV Lindow-Gransee / Bei den Frauen verteidigt Zweitbundesligist BSC Berlin souverän die Trophäe

 

Der Regionalpokal Nordost lebt wieder auf! Nachdem diese Pokalrunde in den Jahren 2020 und 2021 corona-bedingt ausgefallen war, wurden nunmehr am 9. Oktober die Pokalsieger 2022 ermittelt. Dabei fanden die Spiele zu einem Zeitpunkt statt, an dem die jeweils vier qualifizierten Mannschaften bei den Männern und Frauen – vertreten durch die jeweiligen Landespokalsieger aus Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt sowie die Cupverteidiger von 2019 - schon die ersten Punkterunden der Saison 2022/2023 in ihrer Spielklasse hinter sich hatten.

Bei den Männern spielten der Gastgeber SV Preußen Berlin, der SC Potsdam (beide Dritte Liga Nord) sowie die beiden Zweitbundesligisten VC Bitterfeld-Wolfen und SV Lindow-Gransee als Cupverteidiger von 2019. Bei den Frauen setzte sich das Viererfeld mit dem Gastgeber SV Braunsbedra, dem SV Energie Cottbus (beide Regionalliga Nordost) sowie dem Berliner Volleyballverein Vorwärts (Dritte Liga Nord) und dem eindeutig favorisierten Pokalverteidiger und Zweitbundesligisten BBSC Berlin zusammen.

Bitterfeld-Wolfen stürzt beim

dritten Pokaltriumph den Favoriten

Gleich in mehrfacher Hinsicht lag eine besondere Spannung über dem Pokalwettbewerb der Männer. Nach der Auslosung der Halbfinalpaarungen war ohne Wenn und Aber davon auszugehen, dass die beiden Topfavoriten und Zweitbundesligisten SV Lindow-Gransee und VC Bitterfeld-Wolfen die Hürde gegen die eine Klasse tiefer spielenden Konkurrenten überspringen und das diesjährige Pokalfinale unter sich ausmachen würden.

Mit diesen beiden Favoritenteams standen sich auch zwei Mannschaften gegenüber, die Dauerrivalen im nordostdeutschen Pokal sind. Lindow-Gransee erreichte seit 2013 schon siebenmal in Folge (!) das Endspiel und war bislang fünfmal erfolgreich. Bitterfeld-Wolfen schaffte den Sprung ins Finale bisher viermal und war dabei dreimal auf Lindow-Gransee getroffen. 2017 und 2015 scheiterten die Männer aus Sachsen-Anhalt jeweils mit 1:3. Der einzige Pokaltriumph über den Dauerrivalen gelang 2014 mit einem glatten 3:0-Sieg, womit sie den Pokalerfolg von 2012 (damals 3:0 gegen TSGL Schöneiche) wiederholten. Kurzum: Würden die Randberliner aus Lindow-Gransee ihre Erfolgsserie mit dem sechsten Pokalgewinn ausbauen? Oder schlägt ihnen Bitterfeld-Wolfen mit dem dritten Pokalsieg ein Schnippchen?

Die souveränen Halbfinalspiele ließen erwartungsgemäß darüber keine Rückschlüsse zu. Denn keines der beiden Teams gab sich eine Blöße. Beide Spiele der Vorschlussrunde endeten 3:0. Im ersten Halbfinale schlug Bitterfeld-Wolfen den SV Preußen Berlin, der in der Dritten Liga Nord gegenwärtig mit zwei Siegen ungeschlagener Tabellendritter ist, mit 25:16, 25:19 und 25:14. Auch Lindow-Gransee bezwang im zweiten Halbfinale den unterklassigen SC Potsdam, der die Dritte Liga Nord gegenwärtig mit drei Siegen sogar anführt, mit 25:22, 25:14 und 25:19.

Wer vor dem Finalanpfiff einen Blick auf den bisherigen Saisonverlauf in der 2. Bundesliga Nord warf, musste eine Pattsituation zwischen den beiden Teams zur Kenntnis nehmen. Denn mit drei Siegen sind Bitterfeld-Wolfen und Lindow-Gransee ungeschlagen und führen mit jeweils 8 Punkten die Tabelle an. Nur das Satzverhältnis (9:2 Bitterfeld-Wolfen, 9:3 Lindow-Gransee) trennt sie tabellarisch. Man konnte also vom Endspiel durchaus viel erwarten – und es hielt auch viel. Es war schließlich ein Match über vier Sätze, geprägt von einem hohen Niveau, wobei beide auf Augenhöhe spielten. Uwe Näthler, RSA-Vorsitzender und Augenzeuge des Geschehens, fasste seine Eindrücke so zusammen: „Man spürte in jeder Phase, dass keiner dem anderen etwas schenkte. Das Spiel war in allen Sätzen bis etwa zum 20:20 total ausgeglichen. Und erst danach deutete sich die Entscheidung an.“ Nach der umkämpften 32:30-Führung von Bitterfeld im ersten Satz konterte Lindow-Gransee mit 25:23 im zweiten Durchgang. Dem schloss sich wiederum ein 25:22-Satzgewinn der Bitterfelder an, die es nunmehr mit der 2:1-Satzführung in der Hand hatten, dem Seriensieger tatsächlich ein Schnippchen zu schlagen – was mit dem doch deutlichen 25:21-Satzgewinn im vierten Durchgang gelang und mit dem 3:1-Finalsieg schließlich perfekt gemacht wurde. Unterm Strich: ein würdiger nunmehr dreifacher Regionalpokalsieger Nordost!

Da in der bisherigen Zweitbundesliga-Punkterunde beide führenden Teams noch nicht direkt aufeinandergetroffen sind, wird es übrigens am 19. November zu einem Revancheduell kommen, wenn Bitterfeld-Wolfen die diesmal gescheiterten Männer von Lindow-Gransee empfängt. Doch bereits am 5./6. November trifft der Regional-Pokalsieger Nordost in der 1. Hauptrunde des DVV-Pokals zu Hause auf den Erstbundesligisten SVG Lüneburg.

Cupverteidiger BBSC Berlin

zum vierten Male erfolgreich

Bei den Frauen war der Cupverteidiger von 2019 und Zweitbundesligist BBSC Berlin eindeutiger Favorit. Der gegenwärtige Tabellensechste der 2. Bundesliga Nord - mit zwei Siegen und einer Niederlage in die Saison gestartet – wollte an die Pokalerfolgsserie von 2017, 2018 und 2019 nahtlos anknüpfen und unterstrich seine Ambitionen auch gleich im ersten Halbfinalspiel gegen den unterklassigen SV Braunsbedra, der gegenwärtig in der Regionalliga Nordost mit zwei Siegen in zwei Spielen Tabellendritter ist, mit einem haushohen 3:0 (12, 14, 17)-Sieg. Braunsbedra, das vor sechs Jahren schon einmal in einem verlorenen Pokalfinale stand, hatte dem Favoriten kaum etwas entgegenzusetzen.

Der zweite Finalist wurde zwischen dem Berliner Volleyballverein Vorwärts aus der Dritte Liga Nord und dem nordostdeutschen Regionalligisten SV Energie Cottbus ermittelt. Für beide war der bisherige Saisonverlauf total unterschiedlich. Während der in die Dritte Liga aufgestiegene Berliner VV nach zwei Spieltagen mit zwei 0:3-Niederlagen gegen die SG Rotation Prenzlauer Berg und die SG Einheit Zepernick einen Fehlstart hingelegt hat und Tabellenletzter ist, schweben die Cottbuser Frauen momentan auf „Wolke sieben“. Sie sind in der Regionalliga Nordost Spitzenreiter mit drei Siegen.

Diese makellose Serie sollte auch im Pokal-Halbfinale gewahrt bleiben, um zum dritten Mal nach 2014 und 2012 (damals Pokalgewinner nach einem 3:2 gegen TSV Rudow 1888) ins Finale einzuziehen. Doch es war ein hartes Stück Arbeit über fünf Sätze, bis schließlich die unterklassigen Cottbuserinnen nach 17:25, 25:22, 26:28, 25:22 und 15:12 mit 3:2 ins Finale einzogen. Dort allerdings war der BBSC Berlin mit 25:23, 25:18 und 25:12 überlegen zum 3:0-Finalsieg und dem vierten Pokaltriumph gekommen.

Für den Regional-Pokalsieger Nordost der Frauen steht bereits am 23. Oktober die 1. DVV-Hauptrunde beim Regionalpokalsieger Nordwest an.

DVV stiftet für die Sieger

neue würdige Wanderpokale

Schließlich noch eine erfreuliche Botschaft für beide Pokalgewinner: Der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) beendete endlich die krampfhafte und oft erfolglose Suche der Regionalverbände nach einer geeigneten, würdigen Trophäe, die im üblichen Sporthandel für den Volleyball nicht zu finden ist und stiftet fortan die Pokaltrophäen (siehe oben rechts), die nunmehr als Wanderpokale vergeben werden. Zur Premiere wurden sie bei den Männern vom RSA-Vorsitzenden Uwe Näthler und bei den Frauen vom stellvertretenden RSA-Vorsitzenden Dr. Albrecht Pfefferkorn übereicht. Bleibt zu wünschen, dass die geehrten Pokalgewinner zumindest bis zum nächsten Jahr stolz auf ihre Wandertrophäe sind.

Jürgen Holz

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