Ab der Saison 2023/2024 bei den Frauen die 2. Bundesliga Pro geplant

Mit der Strukturreform soll die Lücke zwischen 1. und 2. Bundesliga geschlossen werden

Wieder einmal begibt sich der deutsche Volleyball auf einen Reformweg, was konkret heißt: Die Volleyball Bundesliga (VBL) plant eine Strukturreform der Frauen-Bundesliga und bezeichnet sie „wegweisend in eine erfolgreiche Zukunft“. Vorausgegangen war dem ein Beschluss der DVV-Mitgliederversammlung vom Juni 2022, dass der DVV-Vorstand mit der Volleyball Bundesliga (VBL) „die ordnungsrechtlichen und vertragsrechtlichen Voraussetzungen zur Einrichtung einer weiteren Lizenzliga zwischen der 1. Bundesliga und der 2. Bundesliga Nord/Süd zu schaffen“, über die letztendlich die DVV-Mitgliederversammlung im November 2022 definitiv entscheiden soll.

Inzwischen liegt das Konzept für diese Strukturreform vor. Zur Saison 2023/2024 soll eine weitere eingleisige Liga zwischen der 1. Frauen-Bundesliga und der jetzigen zweigleisigen 2. Bundesliga mit den Staffeln Nord und Süd eingeführt werden. Die neue Liga der Frauen soll 2. Bundesliga Pro heißen. Mit dieser Reform, so die VBL, „soll den Klubs ein neues, attraktives Wettbewerbsumfeld geboten werden, in dem sie sich besser entwickeln können als in der gegenwärtigen Struktur“, heißt es im Reformpapier. Einher geht das mit der Hoffnung, dass sich die unübersehbare Lücke zwischen der 1. und 2. Bundesliga deutlich verringert und ein funktionierender sportlicher Auf- und Abstieg etabliert werden kann.

Bekanntlich steckt der oberklassige deutsche Frauen-Volleyball seit Jahren in der Misere, dass es faktisch keinen geregelten Auf- und Abstieg zwischen der 1. und 2. Bundesliga gibt. Diese Lücke soll geschlossen werden. Hinzu kommt, dass die 1. Bundesliga perspektivisch von 14 auf 16 Mannschaften aufgestockt werden soll. Dieses Ziel kann die vorgesehene Reform maßgeblich unterstützen, denn mit der neuen Ligastruktur wird nicht allein ein neuer Wettbewerb eingerichtet, sondern mit der eingleisigen 2. Bundesliga Pro wird auch ein neues Ligaprofil mit erweiterten Lizenzanforderungen geschaffen. Schon in der Vergangenheit war ein Baukastenmodell entwickelt worden mit den unterschiedlichsten Maßnahmen wie das Vorlizenzierungsverfahren oder das Vergabeverfahren für Wildcards. Das erfährt nun mit der 2. Bundesliga Pro eine Ergänzung, schließlich war es immer wieder nur punktuell gelungen, einzelne Aufsteiger zu entwickeln. Eine wirkliche Auf- und Abstiegskultur hatte es nicht gegeben. Ausgehend von dieser Analyse waren DVV und VBL letztendlich zu der Erkenntnis gekommen: Nur eine Strukturveränderung, wie sie das vorliegende Reformmodell vorsieht, kann zu einem entscheidenden Schritt weiter führen.

Wie der umfassenden VBL-Information über den Stand der Strukturreform zu entnehmen ist, sind inzwischen mit 14 Mannschaften konkrete Gesprächen über einen Start in der 2. Bundesliga Pro geführt worden, und zwar mit acht Mannschaften aus der 2. Bundesliga Nord und mit sechs aus der 2. Bundesliga Süd. Aus der 2. Bundesliga Nord käme aus dem Regionalbereich Nordost überhaupt nur der BBSC Berlin in Betracht. Ob der BBSC sich an diesem Projekt beteiligt, dürfte nach bisherigem Kenntnisstand erst am 1. November definitiv feststehen.

Weitere konkrete Festlegungen erläuterte Dennis Herter, Projektmanager Ligastruktur der VBL, wie folgt: Die Regelstaffelstärke soll 12 reguläre Mannschaften plus bis zu zwei Teams mit Sonderspielrecht umfassen. Realistisch werde allerdings einkalkuliert, dass in der ersten Saison nicht alle Startplätze besetzt sein werden. Als Schwellenwert werde ein Minimum von zehn Mannschaften gesetzt, so Herter. Was den Modus anbelangt, soll in der 2. Bundesliga Pro eine Hauptrunde mit Hin- und Rückspiel gespielt werden. Am Ende der Spielrunde steigt die erstplatzierte Mannschaft in die 1. Bundesliga auf, die beiden letztplatzierten Mannschaften steigen in die 2. Bundesliga Nord oder Süd ab.

Dennis Herter sieht in dem Reformvorhaben die richtige Mischung aus Lizenzvoraussetzungen, Anreizsystemen und dem Glauben an die Eigenentwicklung der Vereine, damit die neue Liga die verfolgten Ziele auch tatsächlich erreicht. „Wir haben mit der medialen, sportlichen und wirtschaftlichen Entwicklung drei klare Fokusthemen bei den Lizenzanforderungen, die die Klubs erfüllen müssen und die oberhalb der heutigen Lizenzanforderungen der 2. Bundesliga liegen. Der Schritt von der neuen Liga in die 1. Liga wird demzufolge kleiner ausfallen als der bisherige, so Herter. Darüber hinaus gibt es auch klare Regelungen zur Aufwertung der Spielhallen.

Damit die geplante Strukturreform in die Tat umgesetzt werden kann, sind drei Hürden in diesem November zu meistern. „Zunächst einmal müssen ausreichend Mannschaftsmeldungen für die 2. Bundesliga Pro sowie für die übrigen nachgelagerten Spielklassen vorliegen. Hierüber soll am 1. November Klarheit bestehen. Darüber hinaus müssen die Bundesligaversammlung am 11. November sowie die DVV-Mitgliederversammlung am 19. November der neuen Liga zustimmen“, umreißt die VBL-Geschäftsführerin Julia Retzlaff den Reform-Fahrplan.

 

Sollte die 2. Bundesliga Pro eingeführt werden, so würde damit eines der wichtigsten Zukunftsprojekte der VBL umgesetzt. Nicht unerwähnt darf in diesem Zusammenhang bleiben, dass sich der Diskussions- und Entwicklungsprozess über etwa zehn Monate unter Federführung der VBL mit Vereinsvertretern der 1. und 2. Bundesliga, dem VBL-Aufsichtsrat sowie Vertretern der Landesverbände erstreckt hat, weshalb Heino Konjer, Mitglied des VBL-Aufsichtsrats, völlig zu Recht hervorhob; „Die Besonderheit bei diesem Projekt liegt in der aktiven Mitarbeit der Vereine von Beginn an. Es gab beim Ausarbeitungsprozess teils kritische und kontroverse Diskussionen. Das Positive daran ist jedoch, dass alle antizipierten Probleme und Herausforderungen bei der Erarbeitung des Modells mit eingeflossen sind, sodass wir uns nun in der Situation befinden, dass es eine breite Zustimmung für die geplante Änderung der Ligastruktur gibt.“ Allerdings fügte er in realistischer Betrachtung auch hinzu: „Die 2. Bundesliga Pro bietet trotz allem keine Garantie dafür, dass zukünftig Mannschaften in die 1. Bundesliga Frauen aufsteigen werden, da die Entwicklung von vielen Faktoren abhängig ist. Entscheidend wird sein, dass die Mannschaften in der 2. Bundesliga Pro aus sich heraus und im Wettbewerb miteinander eine Entwicklung beginnen. Die neue Ligastruktur wird hierfür die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, unter denen diese Entwicklung bestmöglich gelingt.“

Diese Auffassung teilte übrigen auch Christian Beutler, Teammanager der ESA Grimma Volleys: „Für uns ist diese Strukturreform alternativlos. Grimma spielt jetzt das 16. Jahr in der 2. Volleyball Bundesliga Süd und für uns wäre diese neue Liga der richtige Weg, um sich nachhaltig und sukzessiv weiterentwickeln zu können.“

Welche Folgen sich aus der Einführung dieser Strukturreform bei den Frauen für die Nord- und Südstaffel der 2. Bundesliga sowie für die Dritte Liga Nord und der Regionalliga Nordost ergeben, lässt sich gegenwärtig überhaupt nicht absehen. Ganz sicher wird es nicht folgenlos bleiben!

Jürgen Holz

Anmerkung vom RSW:
aktueller Stand gem. VBL-Mitteilung vom 04.11.2022 (Link anklicken)

 

 

 

Back