Die Einführung der neuen Liga wird von der VBL als "historischer Meilenstein" gefeiert / Doch der Praxistest des Zukunftsprojeks steht noch aus
Auf dieser Homepage wurde vor sechs Wochen umfassend über die beabsichtigte Errichtung der 2. Bundesliga Frauen Pro informiert. Nun hat die DVV-Mitgliederversammlung am 19. November 2022 diese einschneidende Veränderung ab der Saison 2023/24 einstimmig beschlossen. Damit realisiert die Volleyball Bundesliga (VBL) eines ihrer wichtigsten Zukunftsprojekte und führt zur kommenden Saison eine eingleisige Liga zwischen der 1. Bundesliga Frauen und den heutigen zweigleisigen 2. Bundesligen mit den Staffeln Nord und Süd ein.
Interessant ist dabei, dass sich bis zur Vorlizenzierungsfrist am 1. November immerhin 14 Mannschaften angemeldet hatten. Daraufhin erteilte ihnen die außerordentliche Bundesligaversammlung bereits am 11. November ihre Zustimmung. Damit waren alle formalen Voraussetzungen für diese Strukturveränderung im deutschen Frauen-Volleyball erfüllt.
Erklärtes Ziel der Reform, so betonen die Organisatoren immer wieder, ist es, den Vereinen mit der neuen Struktur nicht nur ein neues, sondern vorallem attraktives Wettbewerbsumfeld zu bieten, in dem sich die Mannchaften besser entwickeln können als unter den bisherigen Rahmenbedingungen. Alle beteiligten Seiten erhoffen sich hiervon, dass sich somit die seit Jahren bestehende Lücke zwischen der 1. und 2. Bundesliga der Frauen nachhaltig verringert und ein funktionierender sportlicher Auf- und Abstieg etabliert werden kann, den es in dieser Form in der Vergangenheit nicht gegeben hat.
VBL-Geschäftsführer Daniel Sattler ist jedenfalls davon überzeugt, "dass die Einführung der 2. Bundesliga Pro der richtige Reformschritt ist, um volle Staffeln zu fördern und einen geregelten Auf- und Abstieg zu etablieren", wie er in einer VBL-Presseinformation zitiert wird. Die neue Liga diene als "Entwicklungs- und Vorsorgeinstrument zugleich" und schaffe "die notwendigen Rahmenbedingungen dafür, dass die Entwicklung der Volleyball-Bundesliga der Frauen bestmöglich gelingt“. Die breite Zustimmung für die geplante Änderung der Ligastruktur sei nicht zuletzt auch Dank der Landesverbänden zustande gekommen.
Nach dem bisherigen Stand haben mit DSHS SnowTrex Köln, TSV Bayer 04 Leverkusen, SCU Emlichheim, VC Allbau Essen, ESA Grimma Volleys und SSC Freisen sechs Vereine aus der 2. Bundesliga Frauen einen formalen Lizenzantrag für die 2. Bundesliga Pro gestellt. Die Vereine Skurios Volleys Borken, Stralsunder Wildcats, ETV Hamburg und TV Dingolfing stellten einen Vorlizenzierungsantrag. Sie haben nun bis zum 1. Februar 2023 Zeit, um einen formalen Lizenzantrag einzureichen. Der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) hat zudem angezeigt, dass er zwei Sonderspielrechte für seine Nachwuchsstützpunkte wahrnehmen möchte. Das werden voraussichtlich der VC Olympia Dresden und der VC Olympia Berlin sein, die auch ein Interesse bekundet haben. Es gibt allerdings mehr Bewerber als offene Plätze. So haben die Roten Raben Vilsbiburg II einen Antrag auf einen freien Platz gestellt und der TSV Flacht - ein Verein aus dem unterklassigen Amateurbereich - will über einen Wildcardantrag in die neue Spielklasse aufgenommen werden.
Es bleibt abzuwarten, wie hier die Entscheidung ausgeht. Die im Vorfeld sanktionierte Regelstärke sieht 12 reguläre Mannschaften und zwei junge Talenteteams mit Sonderspielrecht vor. Diese Quotierung ist nach dem augenblicklichen Stand sogar mehr als erfüllt, was angesichts der im Vorfeld durchaus nicht unberechtigt umstritten diskutierten Neuordnung letztendlich als ein Erfolg angesehen werden kann. Dass beim Blick auf das gegenwärtige Teilnehmerfeld auffällt, dass - abgesehen vom VCO Berlin - kein spielstarker Vertreter aus dem Regionalbereich Nordost für die neue Liga gemeldet hat, dürfte vielfache Gründe haben, über die an dieser Stelle jedoch nicht weiter spekuliert werden sollte.
Jürgen Holz