Netzhoppers Königs Wusterhausen mit "harten Auflagen" um den Verbleib im Oberhaus

Nach Insolvenzantrag die erste Runde des Lizenzierungsverfahren der VBL für die Saison 2023/2024: Netzhoppers mit vorläufiger Lizenz für die 1. Bundesliga

 

Wie die Volleyball Bundesliga (VBL) dieser Tage informierte, wurde die erste Runde des wirtschaftlichen Lizenzierungsverfahrens der 1. Bundesliga der Männer und Frauen für die Saison 2023/2024 abgeschlossen. Der Lizenzierungsausschuss der VBL hat 10 der 22 Erstligisten eine Lizenzerteilung ohne Auflagen in Aussicht gestellt, sofern die zum 15. Mai vorgelegten wirtschaftlichen Eckpunkte mit den finalen Zahlen übereinstimmen. Die entscheidende Lizenzierungsfrist hierfür ist der 1. September 2023.

Erste Runde des Lizenzierungsverfahrens:

positive Entwicklungen bei den Bundesligisten

Das Fazit der ersten Runde: Trotz der herausfordernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der erheblichen Preissteigerungen rundum verzeichnet die höchste Liga steigende Umsatzerlöse und insgesamt eine positive Entwicklung, wie VBL-Geschäftsführer Daniel Sattler hervorhob. Die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen würden alle Standorte treffen. „Dass es trotzdem vielen Vereinen gelungen ist, weiter zu wachsen und nicht in eine Unterdeckung ihres Haushalts abzurutschen, verdient hohe Anerkennung“, unterstrich Sattler. Zwar lägen aus der Saison 2022/2023 bislang nur vorläufige Zahlen und Prognosen vor, doch weisen sie in der Summe eine positive Entwicklung der Sponsorenerlöse und Ticketeinnahmen für die Gesamtheit der Klubs aus.

Auch für die kommende Spielzeit 2023/2024 planen die meisten Bundesligisten mit steigenden Erlösen, wie aus den eingereichten Lizenzierungsunterlagen hervorgeht. Das hauptsächliche Augenmerk im VBL-Lizenzierungsverfahren habe daher insbesondere auf den Klubs mit kleinem und mittlerem Budget gelegen, die kaum Puffer in ihren Haushaltsplänen haben und über nur geringe Eigenkapitalreserven verfügen. Im Sinne der Risikovorsorge sei es daher wichtig, betonte die VBL mit Nachdruck, dass geplante Mehrausgaben in diesen Klubs frühzeitig mit Sponsorenverträgen oder Kapitalerhöhungen bei den Spielbetriebsgesellschaften abgesichert würden.

Vier Klubs haben moderate oder mittlere Auflagen erhalten. Die vier Aufsteiger in die 1. Bundesliga VC Bitterfeld-Wolfen, ASV Dachau, FT 1844 Freiburg und Baden Volleys SSC Karlsruhe werden zudem im Rahmen des Entwicklungsprogramms im wirtschaftlichen Lizenzierungsverfahren mit unterstützenden Auflagen eng begleitet. Weitere vier Vereine haben bis zum Saisonstart noch umfangreiche Bedingungen zu erfüllen. Dazu gehört auch Energiequelle Netzhoppers Königs Wusterhausen. Der Verein hatte im April die Insolvenz seiner Spielbetriebsgesellschaft angemeldet und seither intensiv an einem Neustart gearbeitet. „Wir sind guter Dinge, dass der Verein die harten Auflagen der VBL erfüllen wird“, bewertet Sattler den aktuellen Stand. Dabei mussten die Brandenburger schon vor den üblichen Fristen hohe Hürden meistern und 80 Prozent ihres Etats für die kommende Saison gesichert nachweisen. Zum Saisonstart am 1. September muss der gesamte Etat garantiert werden, sonst gibt es doch keine Spielerlaubnis.

Sparzwang und gravierender personeller

Umbruch in Königs Wusterhausen

Formal betrachtet führt eine Insolvenz ohnehin nicht automatisch zum Ausschluss aus dem Liga-Spielbetrieb, zumal – wie in diesem Falle bei den Netzhoppers – die GmbH liquidiert wird und es keine Fortführungsprognose, sondern einen Neustart gibt. Darauf hatte Sattler bereits im Vorfeld hingewiesen und betont, dass dadurch die Abwicklung der Insolvenz und die Lizenzierung weitgehend getrennt voneinander ablaufen.

„Aus unserer Sicht verläuft der Neustart bei den Netzhoppers durchaus positiv und optimistisch“, bestätigt Sattler. Allerdings sei im Interesse der sportlichen Fairness gegenüber den anderen elf Bundesligisten auch klar, dass die Liga aufgrund des Vergehens des Vereins in der Saison 2022/2023 zwangsläufig noch Sanktionen aussprechen werde. Hier bewegen sich die Möglichkeiten zwischen Geldstrafe und/oder Punktabzug. Wie die Strafe konkret ausfällt, werde zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht, wenn die Rechtsmittelfristen eingetreten seien, so Sattler weiter.

Seit der Hiobsbotschaft, die in dem Insolvenzantrag gipfelte, hat sich bei den Netzhoppers am Stadtrand Berlins viel getan. Denn die mit „harten Auflagen“ bedachten Netzhoppers können sich keine wirtschaftlichen Fehlentwicklungen mehr erlauben. Damit ist klar, dass angesichts weit weniger Geld auch deutlich weniger in die Spieler investiert werden wird. Das hat zwangsläufig einen enormen personellen Umbruch zur Folge und erfordert auch ein völlig neues Sportkonzept. Gleich am Anfang wurden die Verträge mit sämtlichen ausländischen Spielern gekündigt. Auch andere Stützen des Teams wie Außenangreifer Theo Timmermann, Libero Moritz Eckardt, Angreifer Max Schulz und Zuspieler Mario Schmidgall verließen den Verein. Abschied nahm auch der langjährige polnische Trainer Tomasz Wassilkowski, der inzwischen Chefcoach beim Frauen-Bundesligisten in Straubing ist.

Dirk Westphal hält als neuer

Geschäftsführer die Fäden in der Hand

Für den Neuanfang steht vor allem ein Mann, der in der Volleyballszene kein Unbekannter ist und dem die Netzhoppers schon seit Jahren nicht nur am Netz viel zu verdanken haben: Ex-Nationalspieler Dirk Westphal, der so etwas wie der Krisen- und Projektmanager in Personalunion ist. Der angehende Geschäftsführer ist gegenwärtig vollauf damit beschäftigt, ein neues Team aus jungen deutschen Spielern aufzubauen. „Etliche talentierte Jungen haben wir schon verpflichten können“, schildert er die augenblickliche Situation. Darunter ist auch der talentierte Diagonalangreifer Charlie Peters (22 Jahre) vom Zweitbundesligisten TSGL Schöneiche, ein „Rohdiamant“, wie Westphal ihn bezeichnet. Zu den bemerkenswerten Neuverpflichtungen zählt auch der erst 20-jährige Zuspieler Djifa Amedegnato aus dem Nachwuchs-Talenteteam des VC Olympia Berlin.

„Djifa passt perfekt in unser Konzept der Neuausrichtung bei den Netzhoppers: Er ist jung, talentiert, motiviert und kommt aus der Region. Mit seiner Verpflichtung ist uns ein absoluter Wunschtransfer gelungen!“, freut sich Westphal. Der in Berlin geborene Amedegnato startete seine Volleyballkarriere bereits mit zehn Jahren und spielte ab 2020 beim VCO Berlin. Von dort wechselt er nun zu den Netzhoppers. „Ich freue mich auf die neuen Spieler und darauf, als junges deutsches Team in der höchsten Liga ordentlich mitzuspielen“, so der 1,98 m große Zuspieler. „Ich hoffe, viel Erfahrung aus der ersten Bundesliga mitnehmen zu können. Das Team wird auf jeden Fall alles geben und seine Grenzen austesten.“ Den Sommer will Djifa bei der Jugendmannschaft der BR Volleys für sein individuelles Kraft- und Volleyballtraining nutzen. „Ich möchte mich über den Sommer optimal für die nächste Saison vorbereiten“, beschreibt der Netzhoppers-Neuzugang seine Pläne.

Hallenwechsel und neuer Spielmodus:

Männer ohne Zwischenrunde

Wenn die Männer-Bundesliga am 28. Oktober in die neue Saison startet, wird das Team Energiequelle Netzhoppers Königs Wusterhausen einen Hallenwechsel vornehmen und seine Heimspiele nicht mehr in der Landkost-Arena in Bestensee austragen, sondern in der Paul-Dinter-Halle in Königs Wusterhausen spielen.

Neu ist dann auch: Dank der vier Aufsteiger und damit 12 Mannschaften gibt es eine Änderung des Spielmodus gegenüber den beiden Vorjahren: Die Zwischenrunde entfällt. In der Hauptrunde spielt jedes Team in einem Hin- und Rückspiel gegeneinander. Im Anschluss daran starten die acht besten Teams ab Mitte März 2024 in die Playoffs. Dabei werden die Viertel- und die Halbfinalspiele im Modus „Best of three“ ausgetragen. Die Playoff-Halbfinals können in Abhängigkeit der Teilnahme deutscher Vereine an den Endrunden der europäischen CEV-Wettbewerbe auch auf den Modus „Best of five“ erweitert werden. Eine Entscheidung hierüber wird Ende Februar 2024 getroffen. Der Meister der Saison 2023/2024 wird in maximal fünf Spielen ermittelt und steht spätestens am 28. April 2024 steht.

Die Frauen ermitteln infolge der kleineren Staffelstärke den Meister anders als die Männer. Nach dem Rückzug von Schwarz-Weiß Erfurt in die 2. Bundesliga Frauen Pro spielen in der kommenden Saison nur zehn Teams im Oberhaus. Die Hauptrunde mit Hin- und Rückspiel startet am 7. Oktober und endet am 3. Februar. In der Zwischenrunde vom 10. Februar bis 17. März 2024 werden zwei Gruppen gebildet. In Gruppe A spielen die fünf besten Mannschaften der Hauptrunde. Die Plätze sechs bis zehn messen sich in Gruppe B. Die fünf Teams einer Gruppe spielen jeweils in einer Einfachrunde (Hinspiel) gegeneinander.

Vor Beginn der Zwischenrunde werden die Punkte aus der Hauptrunde gelöscht, die Mannschaften erhalten jedoch eine Punktegutschrift basierend auf ihrer Hauptrundenplatzierung. Die Plätze 1 und 6 bekommen 12 Punkte, die Plätze 2 und 7 erhalten neun Punkte, die Plätze 3 und 8 bekommen jeweils sechs Punkte, die Plätze 4 und 9 starten mit drei und die Plätze 5 und 10 mit jeweils null Punkten in die Zwischenrunde. Mit diesem System werden die in der Hauptrunde erbrachten Leistungen honoriert. Bei guten Leistungen in der Zwischenrunde ist gleichzeitig noch eine Verbesserung im Kampf um die beste Ausgangsposition für die Playoffs möglich. Die Playoffs mit Viertelfinale und Halbfinale (jeweils „Best of three“) sowie das Finale („Best of five“) werden im etablierten Modus ausgetragen. Der voraussichtliche Start der Playoffs ist der 23. März 2024. Das letzte Finalspiel ist für den 28. April 2024 terminiert.

Staffeleinteilung der Saison 2023/2024

Männer (12 Mannschaften): ASV Dachau (Aufsteiger 2. BL Süd), Baden Volleys SSC Karlsruhe (Aufsteiger 2. BL Süd), Berlin Recycling Volleys, Energiequelle Netzhoppers Königs Wusterhausen, FT 1844 Freiburg (Aufsteiger 2. BL Süd), Helios Grizzlys Giesen, SVG Lüneburg, SWD powervolleys Düren, TSV Unterhaching, VC Bitterfeld-Wolfen (Aufsteiger 2. BL Nord) , VfB Friedrichshafen, WWK Volleys Herrsching.

Frauen (10 Mannschaften): Allianz MTV Stuttgart, Dresdner SC, Ladies in Black Aachen, Rote Raben Vilsbiburg, SC Potsdam, SSC Palmberg Schwerin, USC Münster, VC Neuwied 77, VC Wiesbaden, VfB Suhl Lotto Thüringen.

Jürgen Holz

 

 

 

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