Ein Leben für den Volleyball: Mit Leidenschaft, Kompetenz und Einsatzbereitschaft

Gewidmet UWE NÄTHLER, der sich am 25. Mai 2024 nach 20 Jahren aus dem Ehrenamt als Vorsitzender des Regionalspielausschusses (RSA) Nordost und als Regionalspielwart verabschiedet und als Ehrenvorsitzender in den Unruhestand geht

Aufgeschrieben von JÜRGEN HOLZ

Es hieße Eulen nach Athen zu tragen, wollte man der großen Volleyballfamilie in Berlin und weit, weit darüber hinaus lang und breit erklären, wer Uwe Näthler ist. Und doch ist es hier und heute geboten, auf Uwe Näthler als ein „Urgestein der deutschen Volleyballszene“ noch einmal näher einzugehen. Er, der am 6. April seinen 72. Geburtstag gefeiert hat, ist auf der Jahrestagung des Regionalspielausschusses (RSA) Nordost am 25. Mai 2024 einstimmig zum Ehrenvorsitzenden des RSA gewählt worden. Eine solche höchst verdienstvolle Ehrung und Anerkennung wird bekanntlich nur jenen zuteil, die sich langjährige Verdienste in einem Ehrenamt erworben haben – aus dem sie nunmehr ausscheiden.

Ja, es ist kaum zu glauben, dass der 72-Jährige nun nicht mehr an der Spitze des RSA Nordost steht, dessen Vorsitz er im Mai 2004 übernahm. Zwei Jahrzehnte lang hat er sich mit ganzer Kraft, großer Leidenschaft und hoher Kompetenz für das Volleyballgeschehen im Regionalbereich Nordost – gebildet mit den Landesverbänden Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt – eingesetzt. Bevor er in dieses Ehrenamt gewählt wurde, hatte sich Uwe von Februar 1999 bis November 2003 als Regionaljugendwart engagiert hervorgetan, wobei er in dieser Funktion fortan auch dem RSA angehörte. Schon in Uwes Anfangsjahren wurden im RSA sein tatkräftiges Wirken und seine fachliche Kompetenz anerkannt und geschätzt. So kam es schließlich nicht überraschend auch zum nahtlosen Übergang von einem ins andere RSA-Ehrenamt und Uwe am 1. Mai 2004 die Nachfolge des inzwischen verstorbenen Ehrenvorsitzenden Günter Hoffmann antrat.

Dass Uwe stets mehr als nur das regionale Volleyballgeschehen im Blick hatte und viel über den eigenen Tellerrand schaute, dafür spricht nicht zuletzt sein lobenswerter Eifer bei der im Jahr 2012 erfolgten Neuformierung im deutschen Volleyball mit der bundesweiten Gründung der Dritten Ligen. Er war so etwas wie der „Geburtshelfer“ der Dritten Liga Nord – sportlich formiert mit den leistungsstärksten Mannschaften aus den Regionalbereichen Nordost und Nord. Auch hier engagierte er sich uneigennützig bis zu seiner Verabschiedung auf der DLA-Sitzung am 2. Juni 2024 als stellvertretender Vorsitzender des Spielausschusses Dritte Liga Nord, dessen Vorsitzender Dr. Jan Ilg seine Wertschätzung gegenüber Uwe Näthler in der Stunde des Abschieds so formulierte: „Uwe hat den DLA Nord über Jahre geprägt. Er hat mit seinem Optimismus und seiner pragmatischen Lebenseinstellung dafür gesorgt, dass für den Spielbetrieb die bestmöglichen Lösungen gefunden wurden und das Regelwerk kontinuierlich weiterentwickelt wurde. Entscheidungsfindungen konnten aufgrund seiner Expertise schnell und kompetent getroffen werden. Seine langjährigen Erfahrungen hat er oft auch gerne in Form von Anekdoten weitergegeben, so dass Telefonate mit ihm manchmal auch zu einer recht unterhaltsamen Stunde wurden. Der DLA dankt ihm für seine wertvolle Arbeit und wünscht ihm alles Gute.“

Leidenschaftlich, kompetent und einsatzbereit – das sind die hervorstechenden Eigenschaften Uwes, wollte man sein unermüdliches ehrenamtliches Wirken auf einen kurzen Nenner bringen. Dabei hatte der gebürtige Stralsunder relativ frühzeitig Kontakt mit dem Volleyballsport. „Meine Berührung mit diesem Sport“, so erzählt er, „rührt aus jenen Zeiten her, als Volleyball sozusagen als Dienstsport üblich war.“ Allerdings habe er niemals selbst „so richtig in einem Verein gespielt“. Daher war es eher seine „zweite Liebe“, die familiäre Ursachen hatte. Als es ihn 1972 nach Berlin verschlug, hatte er in Berlin-Marzahn Kontakt zu einer Volleyballgruppe, die sein Interesse weckte. Das führte schließlich dazu, dass Vater Uwe seine Tochter und seinen Sohn dort unterbrachte. Und wie sonderbar die Dinge dann so im Leben laufen, wurde er schließlich Anfang der neunziger Jahre Jugendwart beim SCC Marzahn, der vom Männer-Bundesligisten des damaligen SCC Berlin gefördert und unterstützt wurde. Uwes Engagement speziell im Nachwuchsbereich blieb auch dem Regionalspielausschuss nicht verborgen. Als dort das Amt des Regionaljugendwarts schon seit geraumer Zeit unbesetzt war, wurde schließlich Uwe angesprochen. Wie es halt seine zupackende Art ist, zögerte er nicht lange. So wurde er im Februar 1999 von den Landesjugendwarten aus Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt zum Regionaljugendwart Nordost gewählt. Dieses Ehrenamt übte er bis November 2003 aus. Nur kurze Zeit später übernahm er im Mai 2004 das Amt als Vorsitzender des Regionalspielausschusses (RSA) Nordost und Regionalspielwart.

Zwei Jahrzehnte lang prägte Uwe ganz entscheidend dieses Ehrenamt mit großer Umsicht, Gewissenhaftigkeit und Ideenreichtum. Er führte den nordostdeutschen Regionalbereich und insbesondere die Regionalliga Nordost sicher durch manche Herausforderungen, wie sie sich beispielsweise aus den komplizierten Zeiten der Corona-Pandemie mit einer ins Wanken geratenen Meisterschaftssaison ergaben. Er entwickelte in engem Kontakt mit den vielfach ums Überleben kämpfenden Vereinen und Mannschaften Meisterschaftsmodelle – auch gegen manche Widerstände. „Für mich ging es in diesen schwierigen Zeiten in erster Linie darum, sich unaufgeregt den Schwierigkeiten zu stellen und mit neuen Ideen einen Weg nach vorn zu finden, so dass der Volleyballsport nicht wegbricht“, sagt Uwe rückblickend.

Überhaupt zeichnet ihn aus, was sein Umfeld immer wieder unisono lobend hervorhebt: „Uwe war es immer wichtig, ständig in Kontakt mit den Regionalligavereinen zu stehen, so oft wie möglich vor Ort zu sein, um deren Probleme und Sorgen zu kennen – und vor allem um zu helfen, ohne den einen oder anderen etwa zu bevorzugen.“ Näthler selbst gibt solche Komplimente zurück: „Ich konnte mich in all den Zeiten an der Spitze des RSA uneingeschränkt auf meine Mitstreiter stützen, die genauso gewissenhaft und umsichtig ihr Ehrenamt ausübten, sonst hätte ich das nicht über zwei Jahrzehnte durchgehalten.“

Wenn er nunmehr auf diese 20 Jahre seines ehrenamtlichen Wirkens an der Spitze des RSA mit Höhen und manchen Tiefen zurückblickt, so verzichtet er in der von ihm gewohnten Manier darauf, von sich zu reden. Vielmehr wird er nicht müde, immer wieder hervorzuheben, was auf den ersten Blick verblüffen mag: „Mich freut bei allem Streben nach sportlicher Leistung und bei allem verständlichen Ehrgeiz ganz besonders der geradezu familiäre Charakter, den die Regionalliga umgibt. Das erleichterte das ehrenamtliche Arbeiten.“

Aus rein sportlicher Sicht fällt sein Resümee so aus: „Die Regionalliga hat sich mit der Einführung der Dritten Liga unterhalb der 1. und 2. Bundesliga von einer leistungsbetonteren dritthöchsten Spielklasse zur Viertklassigkeit gewandelt, die gelegentlich als Freizeithobby oder auch Tummelplatz ehemaliger Bundesligaspieler abgetan wird.“ Das sei aus seiner Sicht ungerecht, weil auch „Freizeitvolleyball nicht ohne Ehrgeiz betrieben“ werde und „Sport letztendlich viel Spaß bereiten“ soll. „Das alles“, so ergänzt Näthler mit Nachdruck, „geht natürlich einher mit ständig zu beachtenden und strikt durchzusetzenden Regeln, was letztendlich die Handlungsgebote eines Spielausschusses sind.“ Und daran habe er „zwei Jahrzehnte lang nicht ohne Stolz und mit viel Freude mitgewirkt“.

Legt der nun aus dem Amt scheidende zweifache Familienvater, der auch viel Zeit aufbringt, um mit seinen fünf Enkelkindern zur „Bespaßung“ unterwegs zu sein, seine Hände in den Schoß? Das wäre völlig untypisch für Uwe. Womöglich gönnt er sich jetzt mehr Zeit, um zusammen mit seiner Ehefrau Gudrun, mit der er in diesem Jahr Silberhochzeit feiert und deren „großes Verständnis für meinen Volleyball“ er nicht oft und ausdrücklich genug hervorheben kann, wieder gemeinsam Konzerte zu besuchen oder sie häufiger auf Märkten zu Ausstellungen aus ihrer Fredersdorfer Perlenwerkstatt zu begleiten.

Und welche Rolle wird dabei künftig der Volleyball noch spielen? Kommt es statt Ruhestand zum Unruhestand? Seine geradezu typische Antwort: „Ich erwarte nicht, dass der Ruhestand sehr ruhig verlaufen wird. 20 Jahre Erfahrung in der Führung des Regionalbereichs sowie im Umgang mit den Bestimmungen der Bundesspielordnung wird nicht ungenutzt bleiben. Ich habe meinem Nachfolger zugesichert, ihm jederzeit mit Rat und Tat zur Verfügung zu stehen. Und sollte er mich jede Woche dreimal anrufen, dann wäre das auch voll in Ordnung. Wir alle wollen schließlich einen reibungslosen Übergang in der Führung des RSA Nordost. Ich bin aber zuversichtlich, dass mein Nachfolger René Marschner, auch Landesjugendwart des Brandenburgischen Volleyball-Verbandes, sicherlich schnell in die neue Rolle hineinwachsen wird. Zur Entlastung in seiner Funktion als Regionalspielwart werde ich mich aber weiterhin um die Buchhaltung und die Seniorenmeisterschaften kümmern. (Näthler wurde zum Regionalseniorenwart gewählt/d.A.). Auch die Vereine und Mannschaften werden mich noch oft in den Spielhallen antreffen. Für sie gilt mein Angebot als Ratgeber genauso. Mit anderen Worten: Der Verstand sagt, dass es an der Zeit ist, das Amt an Jüngere zu übergeben. Doch das Herz ist noch nicht so weit.“

Am Ende seiner so langen Amtszeit bleibt noch zu sagen: Danke, Uwe, danke für eine tolle Zeit mit dir an der Spitze im Regionalspielausschuss Nordost!

Der Autor ist Ehrenmitglied des RSA Nordost und hat in diesem Gremium über zwei Jahrzehnte mit Uwe Näthler eng zusammengearbeitet und ihn in einem Höchstmaß schätzen gelernt!
Sein Wunsch: Bleibe gesund und dem Volleyball eng verbunden!

 

Hinweis: Der Bericht über die RSA-Tagung zum Saisonabschluss am 25. Mai 2024 in Fredersdorf mit gravierenden personellen Entscheidungen sowie der Auslosung des Regionalpokals der Männer und Frauen steht auf dieser Homepage.

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